10er besuchen Landtag von Baden-Württemberg

26. November 2024

Jedes Jahr bietet der Besucherdienst des Landtags von Baden-Württemberg Schulen die Möglichkeit, den Landtag zu besuchen – inklusive Wahl eines Ministerpräsidenten, Sitzen auf den Stühlen der Landtagsabgeordneten und Gespräche mit den Abgeordneten des Wahlkreises. Dieses Jahr machten sich die zehnten Klassen und der Leistungskurs Gemeinschaftskunde der J1 auf den Weg nach Stuttgart, um gemeinsam mit zwei anderen Schüler:innen-Gruppen im Plenarsaal Platz zu nehmen.

Nach einer grundlegenden Einführung (wo sitzt welche Fraktion, welche Namen kennt man, was hat es eigentlich nochmal mit dieser Gewaltenteilung auf sich?) wählten die Schüler:innen zunächst einen Präsidenten des Landtags. Dieser ist für den reibungslosen Ablauf der Plenardebatten zuständig und hatte heute vor allem die Aufgabe, die Wahl des Ministerpräsidenten zu koordinieren. Auch zwei Schriftführer:innen wurden bestimmt – unter ihnen WHGlerin Hannah, die auf der rechten Seite des Präsidenten Platz nehmen durfte. Anschließend schlugen die Fraktionen ihre Kandidat:innen für das Amt des Ministerpräsidenten vor – wie zu erwarten gewann der Kandidat der größten Fraktion (Bündnis 90 / Die Grünen), WHGler Anton, diese Wahl und nahm auf der Regierungsbank platz. Besonders in Erinnerung bleiben dürften auch die bequemen Stühle der Abgeordneten, bei denen einige Schüler:innen feststellten, dass es doch ganz gut auszuhalten sei, so eine Plenardebatte.

Anschließend ging es ans Eingemachte: Abgeordneten des Landtags wird in der Regel mitgeteilt, dass Schulen aus ihren Wahlkreisen den Landtag besuchen und haben dann die Möglichkeit, sich Zeit für ein persönliches Gespräch mit den Schüler:innen zu nehmen. Die Fraktion der AfD nutzt diese Gelegenheit in der Regel, während die Abgeordneten der CDU, SPD und FDP bei den letzten beiden Besuchen des WHG aus terminlichen Gründen verhindert waren. Ayla Cataltepe von den Grünen ließ sich wegen Krankheit entschuldigen, für sie sprang dankenswerterweise Fraktionskollegin Daniela Evers (Wahlkreis Freiburg) ein. 

Im Gespräch stellten sich die beiden Abgeordneten den Fragen der Schüler:innen: warum sie in ihre Parteien eingetreten sind, wie sie an ihr Mandat gekommen sind und welche persönlichen Einschränkungen dieses Mandat mit sich bringt. Besonders kritische Fragen wurden dabei an den Abgeordneten der AfD gestellt, der mehr als einmal den konkreten Fragen auswich, sich in eigene Widersprüche verstrickte und insgesamt klar machte, welch Geistes Kind er ist: die Einstufung einiger AfD-Landesverbände als gesichert rechtsextremistisch seien mit Verweis auf das Vorgehen des Verfassungsschutzes infrage zu stellen, Kinder mit ausbaufähigen Deutschkenntnissen sollten trotz Schulpflicht erst einen Sprachkurs machen müsse bevor sie eingeschult werden dürfen und Asylberechtigte und Menschen mit Aufenthaltstitel sollten nach Ende eines Krieges wieder in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden. Die Unruhe bei unseren Schüler:innen und ihre konkreten Nachfragen und Verweise auf getätigte Aussagen zeigte dabei ein grundsätzliches Verständnis von Populismus.  

Was bleibt: außerschulische Lernorte, insbesondere in der Demokratiebildung, sind ein unverzichtbarer Baustein, um politisches Verständnis und kritisches Denken zu fördern. Der Besuch im Landtag bot den Schüler:innen nicht nur die Möglichkeit, parlamentarische Abläufe hautnah zu erleben, sondern auch, sich aktiv mit politischen Positionen und Argumentationen auseinanderzusetzen – sei es durch spielerische Annäherung an die Aufgaben von Abgeordneten oder durch kritische Reflexion im Gespräch mit realen Politiker:innen. Solche Erfahrungen zeigen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen, Positionen zu hinterfragen und demokratische Werte aktiv zu verteidigen. Die Schüler:innen kehren mit neuen Eindrücken, spannenden Diskussionen und einem gestärkten Bewusstsein für die Bedeutung ihrer eigenen politischen Stimme zurück. Demokratie lebt vom Mitmachen – und genau das wurde an diesem Tag eindrucksvoll vermittelt.

Danke an Jana Bonnet, Katharina Kraner und Katrin Teubner für die Organisation und Begleitung dieses Besuchs.

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