Gemeinschaftskunde LK erlebt Obdachlosigkeit am eigenen Leib

18. Oktober 2024

Gemeinsam mit Lehrerin Jana Bonnet hat der Leistungskurs Gemeinschaftskunde der J1 heute die Seiten Stuttgarts kennengelernt, die wir alle kennen und trotzdem am liebsten wegschauen. Bei einer Alternativen Stadtführung vom Charlottenplatz zum Hauptbahnhof, die vom gemeinnützigen Verein Trott-war angeboten wird, führte Conny uns über den Schlossplatz und die Königstraße. Dabei konnten wir Obdachlosigkeit von der anderen Seite kennen lernen: Conny erzählte aus ihrem Leben auf der Straße, wo sie Essen findet, das aktives Betteln eigentlich verboten ist und wie man ohne Toilette zurechtkommt.

Dabei konnten die Schüler:innen auch selbst Straßen-Erfahrung sammeln: gemeinsam wurde nach dem perfekten Ort für passives Betteln gesucht (überdacht, weg von Ladeneingängen, belebte Umgebung) und anschließend diesen Ort auch direkt ausgetestet. So wurde einem Schüler innerhalb von ca. 15min 12€ gespendet, die der Kurs großzügig an Conny weitergab.

Die Tour bietet den Stadtführer:innen außerdem eine zusätzliche Möglichkeit, neben dem Verkauf der Straßenzeitung Trott-war, Geld zu verdienen und damit auch einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachzugehen. Auch am Verkauf der Zeitung konnten sich zwei Schüler versuchen – sie waren leider weniger erfolgreich.

Noch spannender als die persönliche Erfahrung war die Beobachtung: als obdachlose Person wird man von Passant:innen ignoriert, viele machen einen große Bogen und auch Beleidigungen sind keine Seltenheit.

Im Rahmen des Themenkomplexes Gesellschaft bietet die Tour viele spannende Anknüpfungspunkte für das Gespräch über Sozialpolitik und Einkommens- und Vermögensverteilung, aber auch auf der persönlichen Ebene hat die Stadtführung den Schüler:innen des Kurses neue Blickwinkel eröffnet. Dies war vor allem durch die Offenheit unserer Stadtführerin möglich, die uns viele persönliche Fragen gerne beantwortet und ihre eigene Geschichte erzählt hat. Zwischen Geschichten über den harten Alltag auf der Straße und Einblicken in den Verkauf der Trott-war Straßenzeitung wurde uns klar, wie oft wir an Menschen wie Conny einfach vorbeilaufen – und sie dabei übersehen.

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